Philosophie der Migration. Diagonal zum Thema: Zusammenleben
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"In der vom Nationalstaat beherrschten politischen Landschaft ist der Migrant ein Unwillkommener und wird beschuldigt, anderen ihren Platz streitig zu machen," schreibt die italienische Philosophin Donatella di Cesare in ihrem Buch "Philosophie der Migration". Im Rahmen einer existenziellen und politischen Philosophie der Migration, die auf globale Gerechtigkeit ausgerichtet ist, reflektiert die 1956 in Rom geborene di Cesare, dass es kein territoriales Recht gibt, das eine Politik der verallgemeinerten Zurückweisung rechtfertigen könnte.
Für sie bilden Wohnen und Migrieren keine Gegensätze, wie der noch in den alten Vorstellungen von Nationalstaaten, Grenzen, Völkern und Mauern geschulte Gemeinsinn meint. Im neuen Zeitalter der Mauern und Grenzen, in einer mit Internierungslagern für Flüchtlinge übersäten Welt, spricht sich Di Cesare für eine Politik der Gastfreundschaft aus, die sich auf eine Loslösung vom eigenen Wohnort gründet, und umreißt auf diese Weise einen neuen Sinn des Zusammenwohnens in unserer globalisierten Welt. Diagonal betritt mit Donatella di Cesare ein Experimentierfeld - mit neuen Sichtweisen auf eines der virulentesten Themen unserer Zeit, dessen Bewältigung in Begriffen wie Flüchtlingsströme, Wirtschaftsmigranten, illegale Einwanderer, abgewiesene Asylwerberinnen sowie in der allgemeinen Verweigerung festzustecken scheint. Ein Aspekt wird dabei aber außer Acht gelassen: der Menschliche. Biographien von Migranten in Österreich begleiten den philosophischen Gedankenstrom.
Präsentation: Ines Mitterer
Mit Beiträgen von Nada El-Azar, Teresa Schwind und Olivia Wimmer.