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Anders als Kolleginnen/Kollegen?

Der Ansatz des handlungs- und schülerorientierten Unterrichts ist ganz sicherlich einer, der versucht, Aktivität und eigenverantwortliches Lernen im Sinne eines modernen Unterrichts zu implementieren. Es erscheint aber in diesem Zusammenhang bedeutsam darauf hinzuweisen, dass Frontalunterricht nicht per se antiquiert und schlecht bedeutet. Moderner und erfolgreicher Unterricht wechselt unterschiedliche Methoden bewusst ab und berücksichtigt den jeweiligen Entwicklungsstand der Schüler/innen, die didaktische Intention/Notwendigkeit genauso wie die Methodenvielfalt. Es zeigt sich aber, dass es in manchen Lehrerteams manche Methodik stärker verbreitet ist als andere. Neue Unterrichtsmethodik bringt für manche Schüler/innen auch Unsicherheit mit sich und sie erleben möglicherweise ihr übliches Handlungsmuster nicht passend (viabel).
Gibt es innerhalb eines Lehrerteams eine Kollegin/einen Kollegen, der ganz anders unterrichtet als die anderen, so kann es sein, dass dies für die Schüler/innen zu Verunsicherung führt. Überspitzt formuliert: wenn alle Kolleginnen/Kollegen sehr lehrerzentriert unterrichten und eine Kollegin/ein Kollege sehr stark schülerzentriert, dann kann es sehr leicht sein, dass der schülerzentrierte Unterricht einerseits verunsichernd, andererseits aber auch als verwirrend. Sie erleben unterschiedliche Unterrichts- und Erziehungsstile und -ziele als inkonsistent und haben mitunter Schwierigkeiten, sich auf diese Unterschiede einzustellen. Dort wo weniger Druck herrscht werden Stunden als „Erholung“ vom Druck der Kolleginnen/Kollegen erlebt. Hier kann man Druck ablassen, der sich in Unruhe und unpassendem Verhalten äußert. Grundsätzlich wird dieser Lehrerin/diesem Lehrer damit auch viel Wertschätzung entgegengebracht. Leider in einer Form, die inadäquat erscheint und die eigentlichen methodischen Intentionen völlig unterläuft. Die Stunden werden zum Ventil, die eigentlichen Bemühungen gehen unter bzw. werden gar nicht gesehen.
Das Grundproblem liegt jedoch in einem systemischen Kontext, der auch systemisch geklärt werden muss/müsste!!! Es braucht eine gemeinsame Anstrengung möglichst vieler Lehrer/innen der Schule, um das Thema „Verhalten – Umgang von Lehrer/innen und Schüler/innen“ zu bearbeiten. Eng verbunden mit diesem Aspekt ist natürlich auch die Entwicklung eines umfangreichen Methodenrepertoires und ein aktiver Austausch eines möglichst großen Teils des Kollegiums über eingesetzte Methoden, damit verbundene Probleme und Erfolge. Ein Schulentwicklungsprojekt könnte zu einem begleiteten Austauschprozess führen, der es ermöglicht, mehrere Bereiche – Psychohygiene, kollegialer Austausch, Unterrichtsentwicklung, … – gleichzeitig zu erfassen.

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24. Oktober 2010 | Unterricht | Erscheinungsformen der Verhaltensauffälligkeit