Darf man Menschen in die Psychiatrie einweisen, weil sie eine Gefahr für sich und andere darstellen? Verstößt diese Maßnahme nicht gegen das Recht auf Selbstbestimmung? Und wer entscheidet über eine Behandlung gegen den eigenen Willen? Rund zweihunderttausend Menschen werden jährlich zwangsweise untergebracht. Robert Weimann ist einer von ihnen. Vor mehr als zwanzig Jahren diagnostizierten Ärzte bei ihm eine paranoide Schizophrenie. Die Einnahme von Medikamenten und Therapien brach der heute Vierzigjährige immer wieder ab und geriet in einen Kreislauf aus Arbeits- und Obdachlosigkeit, Suizidversuchen und Klinikaufenthalten. Nach Einschätzung seines Psychiaters Dr. Uwe Lanz ist Robert Weimann auf ärztliche Behandlung angewiesen. Eine Zwangseinweisung sei aber immer nur das "allerletzte Mittel", um den Patienten und sein Umfeld zu schützen. Seine Mutter, Renate Weimann, hat ihren Sohn durch die Jahrzehnte mit der Krankheit begleitet. Oft blieb ihr kein anderer Ausweg, als ihren Sohn in eine Klinik einweisen zu lassen. Ähnlich geht es Katrin Müller. Ihre Tochter Nora leidet seit über zehn Jahren an Magersucht. Wenn ihr Zustand in den vergangenen Jahren lebensbedrohlich wurde, erfolgte eine Zwangseinweisung. Die erzwungenen Klinikaufenthalte und Therapien hat die heute 26-jährige Nora als "lebensrettend, aber auch als traumatischen Eingriff" wahrgenommen. Ihre Mutter weiß, wie freiheitsliebend ihre Tochter ist, aber sie muss auch immer wieder um ihr Leben bangen. Wie Renate Weimann erlebt sie den Zwiespalt zwischen Fürsorge und Freiheitsberaubung als unlösbaren Konflikt. Ein wichtiger Anker für Robert Weimann und Nora Müller ist der "Durchblick e.V." in Leipzig. Hier werden sie angenommen, wie sie sind, finden Gesprächspartner, Freizeitangebote und wenn es sein muss auch ein Bett. Die Selbsthilfeorganisation versteht sich als Beratungs- und Anlaufstelle für psychisch Kranke und ihre Angehörigen. Hier bekommen sie eine erste Hilfe in Ausnahmesituationen und Unterstützung nach stationären Aufenthalten. Der "Durchblick" will eine Brücke zurück ins normale Leben bauen. Der Film lässt Robert Weimann und Nora Müller ihre Sicht auf die erlebten Zwangsbehandlungen schildern und beschreibt das Dilemma, in dem Angehörige und Ärzte stecken. Er macht aber auch deutlich, wie wichtig Initiativen wie der "Durchblick e.V." sind.
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