Wegen der Corona-Einschränkungen blieben Kitas, Schulen und Spielplätze über Monate geschlossen. Viele Familien leben auf engem Raum im Ausnahmezustand. Zulasten vieler Frauen - und von Kindern aus benachteiligten Familien. Sie müssen die Krise abfedern. Nun rächt sich, dass das deutsche und französische Schulsystem die Digitalisierung verschlafen hat.
Franziska Walleit (34) aus Berlin-Hellersdorf hat vier Kinder und wohnt in einem sozialen Brennpunkt. Mit der Corona-Pandemie wurde die Mama von Felix (11), Emilia (7), Oskar (6) und Emil (4) plötzlich zur Lehrerin und Kita-Erzieherin. Dazu kommen die finanziellen Sorgen. Partner Andreas ist in Kurzarbeit. Geld geben die Walleits nur noch für Lebensmittel, Miete und Mietnebenkosten aus. Der Urlaub auf dem Campingplatz wurde gestrichen.
Einmal die Woche bringt Bernd Siggelkow, der Begründer der privaten Kinder- und Jugendeinrichtung „Arche“, Lebensmittel vorbei. Für viele im Beton-Kiez Hellersdorf ist er derzeit der wichtigste Ansprechpartner.
Für Familie Sangare im Pariser Vorort Bagnolet war die weitreichende Ausgangssperre besonders hart. Zu fünft leben sie in einer kleinen Wohnung. Der Wegfall von Schule und Kantinenessen sorgte über Wochen für zusätzliche Kosten. Damit der 10-jährige Sohn Boubacar auch während der Corona-Krise weiter lernen kann, mussten eiligst ein Computer und ein Drucker her. Ein nahegelegenes Sozialzentrum hilft mit Nachhilfe weiter, auch unter Einbindung von Boubacars Schule.
Felix und Emilia, die beiden schulpflichtigen Kinder aus Berlin, nutzen das Angebot der „Arche“ nachmittags im Videochat mit den Erziehern zu lernen. „Arche“-Leiter Bernd Siggelkow und sein Team beobachten, dass es Kinder aus ausländischen und auch deutschen Familien gibt, die in den letzten Wochen das Lesen verlernt haben. Er befürchtet, dass die Corona-Pandemie die Schere zwischen bildungsferner und bildungsnaher Schicht noch weiter öffnet.
· Land : Deutschland
· Jahr : 2020
· Herkunft : ZDF