Nori und sein Vater Gesim sind allein, nachdem die Mutter sie verlassen hat. Um im Kosovo der 90er Jahre, vor dem Krieg, über die Runden zu kommen, verkaufen sie Zigaretten. Gesim will fliehen und Nori weiß das, obwohl es unausgesprochen bleibt. „Wo ist Papa?“, ist einer der häufigsten Sätze des Films, mit dem Nori kontrolliert, ob sein Vater noch da ist. Schließlich will Gesim tatsächlich nach Deutschland fliehen. In seiner Verzweiflung wirft sich Nori vor den Bus, um ihn aufzuhalten, und muss im Krankenhaus behandelt werden. Als ihn dort sein Onkel anstelle des Vaters abholt, stellt Nori keine Fragen mehr. Er weiß, dass sein Vater gegangen ist, und er weiß auch, dass man in diesen Zeiten niemandem vertrauen kann. Das Universum des Films ist düster. Obwohl oberflächliche Freundlichkeiten ausgetauscht werden, ist der Umgang untereinander sehr rau. Jeder betrügt, wo er kann, Abmachungen werden vergessen, die Erinnerungen an sie erfolgen durch den Austausch von Schlägen. Nori scheint in seiner Kindlichkeit vorzeitig gealtert. Trotzig fasst er den Entschluss, seinem Vater zu folgen – koste es, was es wolle. Die Entschlossenheit und Härte, mit der er sein Vorhaben verfolgt, sind fast unheimlich. Angesichts des Verhaltens, das ihm die Erwachsenen entgegenbringen, sind sie allerdings nicht verwunderlich. Visar Morina geht mit seinen Figuren nachsichtig um. Gesim macht zwar vieles falsch, ist aber dennoch ein liebender Vater. Dieser Situation, in der man eigentlich nichts richtig machen kann, ist er nicht gewachsen.
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