Adam ist erst zehn Jahre alt und steht schon vor der bislang wichtigsten Prüfung seines Lebens. Er möchte nach der fünften Klasse auf das Gymnasium - früher als üblich in Tschechien. Doch die Plätze in den staatlichen Sondergymnasien sind rar. Nur die Besten schaffen die Aufnahmeprüfung. Deshalb muss Adam ein Jahr lang büffeln. Fußball spielen mit Freunden ist vorerst passé. Eine Art vorzeitiger Abschied von der Kindheit.
Nicht nur deshalb gilt für die Grundschuldirektorin Katerina Vavrova die Devise: Gymnasium - ohne uns! Denn Tschechiens Bildungssystem setzt eigentlich auf ein langes, gemeinsames Lernen von schwachen und starken Kindern. Bis einschließlich zur achten Klasse geht die Grundschule regulär, erst ab der neunten beginnt das Standardgymnasium. Katerina Vavrova will ihre Kinder zusammenhalten und zeigen, dass man in der Gemeinschaft genauso weit kommen kann wie bei der Selektion vorgeblicher Eliten.
Adams Eltern sehen das anders. Wie viele andere Mütter und Väter in Tschechien glauben sie an Leistung und möchten ihren Kindern den besten Start in den Wettbewerb ermöglichen. Der Trend geht zum Gymnasium, die Grundschule wird zunehmend abgehängt und zur Schule der Übriggebliebenen. Damit will sich Direktorin Katerina Vavrova nicht abfinden. Schließlich sei das Gymnasium nicht für jedes Kind der richtige Weg.
Adams Chance, die Aufnahmeprüfung zu bestehen, beträgt keine 20 Prozent. Wird der Zehnjährige diesem Druck gewachsen sein? Was, wenn er bei der Prüfung scheitert? Denn eines möchte Adam auf keinen Fall: als Verlierer auf die Grundschule zurückkehren.
https://www.arte.tv/de/videos/091205-011-A/re-gemeinschaft-statt-gymnasium/