Es gibt natürlich aus der Psychologie Arbeiten zu den Grundbedürfnissen von Kindern. Der argentinische Kinder- und Jugendpsychiater und Therapeut Carlos Wernicke (nicht der Hirnforscher) listet dazu einige Beispiele auf:
Alice Miller
Respekt,
Duldsamkeit mit seinen Gefühlen,
Verständnis für seine Mängel,
Echtheit, Ehrlichkeit und Wahrheit von Seiten der Eltern,
ernst genommen werden,
Spiegelung, Sicherheit, Halt,
Kontakt, Wärme, Zärtlichkeit,
körperliche und seelische Begleitung
Irina Prekop
zunächst nach Fortsetzung der Symbiose mit der Mutter,
Bindung,
Bestimmt sein durch die Mutter,
Orientierung an der Mutter,
Halt, Sicherheit, (Geborgenheit),
Erlebnis eigener Wirksamkeit noch unter dem Schutz des Nestes, dann erst Durchsetzung,
Willen,
Ich-Identität,
Loslösung und Selbstständigkeit, also Freiheit
Carlos Wernicke
Zu vollendende Bedürfnisse
Zugehörigkeit
Sicherheit
Liebe
Begleitung
Akzeptiert werden
Wertschätzung
Wissen
Zu entfaltende Bedürfnisse
Ausdruck
Selbstverteidigung
Selbstbehauptung
Reifen
Expansion
(Skript Wernicke, Carlos 2005)
Ursula Nuber
Das Bedürfnis nach einer sicheren Bindung
Das Bedürfnis, um seiner selbst willen geliebt zu werden
Das Bedürfnis nach Autonomie
Das Bedürfnis, respektvoll behandelt zu werden
Das Bedürfnis, sich als kompetent erleben zu können
Das Bedürfnis nach Resonanz
Das Bedürfnis nach sicheren Grenzen und Orientierung
(Skript Schwarzmann, Peter 2010)
Baulig entwickelt in seinen Ausführungen zum psychodynamischen Erklärungsmodell von Verhaltensauffälligkeiten eine Liste von Begriffen, die die Gestaltung von Unterricht von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten in besonderer Weise strukturieren helfen. Diese Strukturen kommen übrigens allen Kindern zugute, während ungenügende Strukturen für Kinder mit Verhaltensauffällikeiten tw. deutlich verunsichernd sind:
Kontinuität
Dezentralisierung (Materialeinsatz)
Reizdosierung
Neutralisierung (Überforderung vermeiden)
Differenzierung
Individualisierung
Kontinuierliche Steigerung der Leistungsanforderungen
Hürdenhilfe
Immanente Belohnung
Konfliktverarbeitung
Alternierung des Unterrichtsrahmens
Kooperation
Es ist bedeutsam, dass immer mehr Kinder und Jugendliche eine an sich verunsichernde, nicht-kontinuierliche Beziehungsgestaltung in ihren Familien erleben. > Verunsicherung macht Angst!
Das erklärt daher sehr einfach, wieso manche verhaltensauffällige Kinder in Systemen mit Klassenlehrerinnen/Klassenlehrern (VS und Sonderschule) sich besser zurechtfinden als in Systemen mit Fachlehrerinnen/Fachlehrern (HS, Poly, AHS, .....). Je größer die Gruppe (=Klasse), desto mehr Verunsicherungsfaktoren durch die erhöhte Interaktionszahl ergeben sich.
> je ruhiger und klarer Klassenstrukturen sind, je weniger Interaktionen stattfinden und je positiver die Beziehungsgestaltung von Lehrerseite ausgeht und die Schüler/innen erfasst, desto einfacher werden sich Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten in der Klasse zurechtfinden, da ihre spezifischen Bedürfnisse besser getroffen werden.
Je massiver die Grundbedürfnisse von Kindern gestört sind (!!!!dafür trifft sie keine Verantwortung!!!!!), desto mehr emotionale Stützung benötigen sie - bis hin zu einem therapeutischen Setting.
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