Text bei Amazon.at
Bis zu 10% aller Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule vorzeitig oder schwänzen systematisch. Nicht beschulbare Jugendliche treiben über Jahre in einem quälend destruktiven Prozess. Ihre Lehrer und Helfer scheitern resignierend. Wolff und von Freyberg zeigen in exemplarischen Einzelfallanalysen die Konfliktdynamik zwischen Jugendlichen, Lehrern und Schule auf und bereiten damit Lösungswege vor. Es gibt Jugendliche, die ihre Erzieher, Lehrer und Sozialarbeiter in schier endlose und eskalierende Konflikte verstricken. Konflikte, aus denen es schließlich nur noch einen Ausweg zu geben scheint: den Abbruch der Arbeit und der Beziehung.Wie aber schaffen es diese »besonders schwierigen«, »nicht schulfähigen« oder »nicht beschulbaren« Jugendlichen, dass kompetente und erfahrene und nicht selten engagierte Lehrer und professionelle Helfer sich hilflos in Konflikte mit ihnen verstricken lassen, dabei häufig ihre Professionalität einbüßen? In einem interdisziplinäres Forschungsprojekt haben Soziologen und Psychoanalytiker in aufwendigen Einzelfallstudien Konfliktgeschichten nicht beschulbarer Jugendlicher untersucht. Ihre Frage: Was treibt diese erbitterten Kämpfe um Macht und Kontrolle an, die sich über Jahre hinwegziehen können, in deren Verlauf sich Täter und Opfer, Störer und Gestörte immer ähnlicher werden und an deren Ende nur besiegte Sieger und siegreiche Verlierer stehen? Wolff und von Freyberg entschlüsseln im spannungsreichen Wechselspiel von soziologischem und psychoanalytischem Fallverstehen, welche Kräfte, Motive und Interessen auf beiden Seiten die Konflikte eskalieren lassen und wie individuelle und institutionelle Konfliktdynamik und Konfliktmuster sich dabei fatal ergänzen und verstärken.
Kommentar Stefan Germany anlässlich eines Vortrags von T. v. Freyberg beim 7. Hinterbrühler Symposium 2012:
In seinem Vortrag zeigte Thomas von Freyberg anhand eines eindrucksvollen Beispiels auf, wie sich die Unbeschulbarkeit eines Jugendlichen quasi systematisch entwickelte:
1. individuelle Konfliktdynamik
2. strukturelle Veranwortungslosigkeit
3. Macht der Verstrickungen
Er folgerte aus institutioneller Sicht braucht es eine klare Verantwortungsübernahme durch Sozialarbeit UND Schule und eine Vernetzung beider mit den Eltern und sonstigen Betreuungen. Störungen können nur aufgegeben werden, wenn es tragfähige Beziehungen gibt, die auch in extremen Situationen halten.
Er appeliert daher:
1. Störer auch als Informanten über Defizite im eigenen System betrachten
2. Verstehen des Verhaltens
3. Räume zur Vernetzung der Helfer/innen
Fallbesprechungen, Supervision, Begleitung, Helferkonferenzen sind dazu wichtige Instrumentarien.
Als Unterstützung sollen vor Helferkonferenzen Zuständigkeiten und Aufgaben definiert werden, Unterlagen bereits zuvor ausgetauscht werden, um unangenehme Überraschungen und Machtkämpfe zu vermeiden.