Strukturierte Beobachtungen sind die beste Grundlage für Gespräche mit Kolleginnen/Kollegen, Erziehungsberechtigten oder Experten, sondern vor allem auch für die eigene Reflexion. Es gibt unterschiedlichste Modelle und Vorlagen zur strukturierten Beobachtung bzw. zur nachträglichen Bearbeitung von Situationen und der Vorbereitung von Gesprächen.
In jedem Fall sollte vorab die Klärung des möglichen Ziels der Beobachtung/Reflexion und die Festlegung von Hypothesen/Vermutungen festgehalten werden. Dies macht deutlich, aus welchem Blickwinkel man Situationen beobachtet/reflektiert. Die beiden Links geben grundlegende Informationen zur Beobachtung von Unterricht, im Internet finden sich viele brauchbare Seiten dazu.
In Niederösterreich ist es das Ziel, über den Pädagnostikbogen sehr genau festzuhalten, welche Geschichte und welche Gesamtinformationen über das beobachtete Kind vorliegen.
Bei der Beobachtung/Reflexionvon aktuellen Situationen bieten sich einige Fragen an, die das Geschehen strukturieren sollen:
In welchen Situationen tritt ein bestimmtes Verhalten des Kindes auf?
Was geht diesem Verhalten voraus?
Wie reagieren Mitschüler und Lehrer/innen darauf?
Was will das Kind mit seinem Verhalten erreichen?
Wann tritt das Verhalten des Kindes nicht auf?
Was macht das Kind in solchen Situationen anders?
Was machen Mitschüler und Lehrer/innen in solchen Situationen anders?
Was ist in solchen Situationen hilfreich für alle Beteiligten?
welche Kompetenzen zeigt das verhaltensauffällige Kind?
Was tue ich als Lehrer/in, um das Kind zu ermutigen?
Wodurch wird das Kind überfordert?
Was erwarte ich von dem Kind?
Leider sind in der Praxis kollegiale Beobachtungen, also die teilnehmende Beobachtung durch eine Kollegin/einen Kollegen nur selten durchführbar. Sehr hilfreich ist es aber, sich mit Kolleginnen/Kollegen zusammen zu setzen und gemeinsam z.B. obige Fragen oder jene aus dem Pädagnostikbogen zu bearbeiten.
Ein besonderes Augenmerk sollte auch immer auf die Stärken/Fähigkeiten eines Kindes/Jugendlichen gelegt werden. Dies sind immer Ansatzpunkte, die für das betroffene Kind/den betroffenen Jugendlichen entlastend sind. Dazu könnte man sich fragen:
Welche Fähigkeiten/Kompetenzen zeigt das verhaltensauffällige Kind?
Wie oft kann es diese Fähigkeiten/Kompetenzen zeigen?
In welchen Situationen zeigt es diese Fähigkeiten/Kompetenzen?
Kann ich diese Situationen herbeiführen?
Was verhindert, dass das Kind diese Fähigkeiten/Kompetenzen häufig zeigt?
Eine vor allem qualitative Erweiterung dieser Form der Beobachtung/Reflexion ergibt sich, wenn es möglich ist, diese Fragen gemeinsam mit den Eltern/Erziehungsberechtigten zu bearbeiten.
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