Es ist sehr wichtig, sich beim Verdacht eines bestimmten Störungsbildes gut zu beobachten, evtl. Notizen zu machen und sich auch mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, ob sie ähnliche Beobachtungen gemacht haben. Nachfolgend ist es unbedingt notwendig, Schritte zu unternehmen, wenn sich der Verdacht zu erhärten droht und Direktorin/Direktor und Expertinnen und Experten zu kontaktieren.
Im konkreten Fall, dem "autistischen Syndrom" ist eine Diagnose nicht einfach und sollte immer unter Beiziehung von Expertinnen/Experten erfolgen.  Wie bereits in einer anderen Anfrage zum selben Thema notiert, gibt es seitens des LSR NÖ Koll. Lorena Thür als unterstützende Expertin. Sie ist Mittwoch von 11.30 - 12.15 (in  dringenden Fällen auch außerhalb dieser Zeiten) telefonisch erreichbar (02236  / 26757 - Hermann Gmeiner Schule - SPZ Hinterbrühl).
Darüber hinaus gibt es das Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten, wo mit einem neuen  Diagnoseinstrumentarium gearbeitet wird (02742/75 30 - http://www.ambulatorium-sonnenschein.at). 
Es ist wirklich heikel und mit aller Vorsicht bei der  Vermittlung der Überlegung einer Störung Symptoms an die Eltern vorzugehen.  „Alle“ Eltern setzen immer große Hoffnungen in die Zukunft ihrer Kinder.  Eine Diagnosezuweisung zerstört leider immer auch diese Hoffnungen und  Zukunftswünsche von Eltern und es braucht daher immer ein koordiniertes,  vorsichtiges und geplantes Vorgehen, wenn es darum geht, derartige  Vermutungen zu äußern. 
 Beobachtungen von Lehrerinnen/Lehrern können wichtige Hinweise geben, die für die spätere Diagnose von  Bedeutung sind. Es sei daher anrgeregt, Beobachtungen und  Erfahrungen zu verschriftlichen, da die Dokumentation durch die  Systematisierung sehr bedeutsam sein kann.
 
 Dazu sollen einige Links helfen,  Beobachtungen zu präzisieren und gleichzeitig auch zu überprüfen. 
 http://www.autistenhilfe.at/
 http://www.autistenhilfe.at/content/blogcategory/1/48/
 http://www.autismus-approach.ch/downloads/Regeln_fuer_Umgang.pdf
Seitens der Autistenhilfe werden für die Schule folgende Empfehlungen  zur Unterstützung und Förderung in der Schule gegeben:
Organisation 
- Individuell  angepasster Lehrplan ist sehr wichtig für die soziale      Entwicklung
 - Möglichst viele  feststehende räumliche, zeitliche und personelle      Strukturen bieten
 - Beratung und Anleitung  der Lehrer und Weiterbildung durch      Fachliteratur und  Seminare/Workshops
 - Aufbau einer  Zugehörigkeit zur Klasse. Wenn ein Kind sich derart      absondert, dass  seine Mitschüler es bemerken, so wird es besser sein,      offen über  seine Behinderung zu sprechen
 - In manchen Fällen wäre  ein abgeschirmter Arbeitsplatz im      Klassenzimmer günstig, da einige  Kinder viel Ruhe brauchen, während Prüfungen      und Klausuren sogar  ein Einzelzimmer
 - Es sollte  berücksichtigt werden, dass einige Kinder mehr Zeit      brauchen, um  die Arbeit ordentlich zu beenden; Bearbeitungszeit sollte       verlängert werden können 
 - Mündliche,  schriftliche und praktische Aufgaben sollten      wechselseitig ersetzt  werden können
 - Einige Kinder haben  große Schwierigkeiten mit der Handmotorik und      der Handschrift.  Allzu viel Druck und Übung kann verlorene Zeit sein. Hier      ist es  besser, wenn das Kind ein Schreibhilfsmittel (Schreibmaschine oder       Computer) erhält. Es gibt pädagogische Computerprogrammen, die das  Lernen      erleichtern, die Motivation stärken und zu selbständigerem  Handeln führen
 - Rücksichtnahme auf  Schwierigkeiten im Turnunterricht aufgrund      motorischer  Ungeschicklichkeit 
 - Bedarf an Hilfe in den  Pausen aufgrund von unstrukturierten      Aktivitäten, ohne klare  Regeln, ohne deutlichen Verlauf mit Anfang und      Ende 
 - Rücksicht auf das  Wohlbefinden des Kindes sollte vor den Regeln der      Schule gelten 
 
Arbeitsmethoden 
1. Übersicht und Vorhersehbarkeit 
- Regelmäßige Struktur  während des Tages und eine feste Reihenfolge      der täglichen  Handlungen geben Sicherheit (Hilfsmittel wie Tagespläne,      Uhr,  Kalender, Tagebuch) 
 - Absprachen und Regeln  zur leichteren Erinnerung schriftlich      festhalten, z.B. im Tagebuch 
 - Mittels Tagesplan- und  Tagebuchsystem können Veränderungen und neue      Aktivitäten  verständlicher präsentiert werden
 - Jede einzelne  Arbeitsaufgabe muss auf eine geordnete Weise gestellt      werden und  einen erkennbaren Anfang und Schluss haben 
 
2. Aufmerksamkeit 
- Um die Aufmerksamkeit  zu steuern, sind feste Redewendungen zu      Beginn der Arbeit eine gute  Hilfe (z.B. „Hör gut zu“, „Sieh her“, „Nun      wirst du etwas Neues  lernen“) 
 - Stress und  Unsicherheit können die Aufmerksamkeit hemmen 
 - Die Aufgaben sollen  deutliche und attraktive Ziele haben 
 - Klare visuelle  Indikatoren müssen das hervorheben, was wichtig ist;      der Schüler  sollte lernen, selbst zu bewerten, was wichtig ist
 - Klare und deutliche  Anweisungen geben 
 
3. Deutlichkeit 
- Bilder und Schrift  können eine Botschaft klarer darstellen, erhöhen      die Aufmerksamkeit  und stützen das Gedächtnis 
 - Eindeutige Anweisungen  verhindern Verwirrung 
 - In Stresssituationen  besteht ein größerer Bedarf an Hilfsmitteln;      die Hilfe muss  einfacher und deutlicher sein als gewöhnlich
 - Bei schwierigen  Aufgaben hilft die Verwendung eines Merkzettels mit      Zeichnungen  oder Notizen 
 - Motivation 
 - Die Motivation muss  eine natürliche Konsequenz aus den Interessen      des Kindes sein; was  für Gleichaltrige wichtig ist, kann für einen Schüler      mit Autismus  unbedeutend sein 
 - Am Anfang müssen die  Ziele gut sichtbar und nah sein. Nach und nach      dürfen sie sowohl  zeitlich als auch räumlich weiter entfernt liegen.      Verschiedene  Arten von Punktesystemen bieten Erinnerung an das Ziel und      helfen,  durch regelmäßige Kontrollen eine Struktur zu schaffen 
 - Oft versteht das Kind  die Bedeutung von Geschichten nicht, die für      andere interessant  sind. Es interessiert sich mehr für sachlichen und      fachlichen  Lesestoff. Es sollten Sachbücher nach den Interessen des Kindes       angeschafft werden; die Interessensgebiete könnten somit erweitert und  an      andere Themen assoziiert werden 
 
Literatur: 
 Steindal, K. (2002). Das Asperger Syndrom. Bundesverband „Hilfe für das  autistische Kind“ (Hrsg.), Hamburg. Kaminski, M., Rumpler, F. &  Stoellger, N. (Hrsg.) (2000). Pädagogische Förderung von Kindern und  Jugendlichen mit Autismus. Würzburg 
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                        15. September 2010
                            
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                                            Erscheinungsformen der Verhaltensauffälligkeit