Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass es mitunter Jahre gedauert hat, dass eine Verhaltensauffälligkeit im Verhaltensrepertoire eines Kindes/Jugendlichen verankert wurde. Sieht man von traumatischen Erlebnissen oder genetischen Ursachen ab, sind es immer wieder kehrende Enttäuschungen, Entwertungen, Misserfolge, Gefühle des nicht-angenommen-Seins, die dazu geführt haben, dass uns nun ein schwieriges, anstrengendes, störendes, belastendes Kind in der Klasse gegenüber sitzt. Betrachtet man das Verhalten dieses Kindes/Jugendlichen einmal aus der angesprochenen Perspektive, dann schaut so manches Stören anders aus - ist aber sicherlich genau so anstrengend, verändert aber unser Aktions- und Reaktionsverhalten(!).
Berücksicht man obige Hintergründe, so wird deutlich, dass es kleiner Schritte bedarf, die gemeinsam vereinbart werden. !!!Sie müssen für das Kind/die/den Jugendlichen immer verständlich sein, ihr/ihm aufzeigen, dass das Erreichen des Ziels positive Folgen für ihr/sein Befinden hat!!! auf denen aufgebaut werden kann. Viele Schritte führen zum Ziel, doch ist es bedeutsam, dass man losgeht und trotz manch schwieriger Passagen vorwärts geht. Die Beteiligung des Kindes/der/des Jugendlichen ist insofern bedeutsam, als diese so häufig die Erfahrung gemacht haben, dass über sie bestimmt wurde und dass die Folgen für sie so gut wie immer negativ waren. Erhalten Sie den Eidnruck, dass sie selbst mitbestimmen, sie selbt die Initiative ergreifen können, um ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen zu können, dann ist ein großter Teil des WEges bereits gegangen.
Sobald man sich auf den Weg gemacht hat, ist es notwendig, auf den Moment zu warten!!!!, in dem sich das Kind/die/der Jugendliche erfolgreich verhält.!!! Sobald dies geschieht: LOBEN, POSITIV VERSTÄRKEN - seien Sie dabei ruhig ein wenig übertrieben - emotional betrachtet arbeiten Sie mit einem Kleinkind ~ Trotzphase (das mag möglicherweise nicht ganz korekt diagnostiziert sein, bei vielen Schüler/innen hilft diese Zugangsform). Lob bestärkt und aktiviert in uns positive Stimulation und Prozesse, die im Gehirn messbar sind (dazu macht Dir. Peter Schwarzmann hervorragende Fortbildungsveranstaltungen).
Manchmal reagieren die Schüler/innen aber weniger begeistert als ihre Lehrer/innen. Sie können in dieser Phase mitunter nicht glauben, dass das Lob ernst gemeint ist, die positive Verstärkung der Wirklichkeit entspricht (eine Kollegin sagte vor einigen Jahren: Ich lob sie so lang, bis sie´s glauben). Es werden dabei erfolgreiche Arbeiten zerstört, sozusagen Gegenaktionen gestartet, die zeigen sollen: Das stimmt alles nicht, ich glaub das nicht!
Steigen Sie auf diese Versuchung nicht ein, bleiben Sie dabei, seien Sie in dieser Phase großmütig und großmutig! Dies ist in fast 100% der Fälle ein Test, ob Sie wirklich bereit sind, sich auf das Kind einzulassen. Wiederholen Sie ggf. die Möglichkeit des positiven Erlebnisses, bestärken Sie wieder und wieder und zeigen Sie auf, dass die ersten Schritte schon erste Erfolge mit sich gebracht haben.
Sehr häufig wird in dieser Stufe mit Tokensystemen gearbeitet. Dabei empfehlen sich überblickbare Raster/Modelle, die erreichbar und bewältigbar sind. Der Erfolg muss also unbedingt und verlässlich überprüft und kontrolliert werden und dient seinerseits als Motor des erfolgreichen Wegs. Beide Seiten, die/der Schüler/in und die/der Lehrer/in müssen an dem Weg "dranbleiben". Der/Dem Lehrer/in kommt dabei große Verantwortung zu. Es ist von zentraler Bedeutung, die/der Schüler/in muss(!) erfahren, dass ihr/ihm jemand konstant/konsequent Vertrauen und Zuwendung schenkt.
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