https://oe1.orf.at/programm/20230416#716069/Erziehungswissenschaftler-Karl-Heinz-Gruber
Forschung als fröhliche Berufung - Der vergleichende Erziehungswissenschaftler Karl Heinz Gruber
Die Bedeutung des Bildungswegs hat er in seiner eigenen Biografie erfahren: Karl Heinz Gruber wurde 1942 in Steyrermühl als Kind einer Arbeiterfamilie geboren, hat nach der Hauptschule die Lehrerbildungsanstalt absolviert - damals eine Aufstiegsleiter für gut lernende Landkinder, wie er schreibt. Viele weitere Stationen folgten - darunter der Unterricht als Volksschullehrer, ein Fulbright-Stipendium für ein Jahr an einer Universität in den USA, Forschungsaufenthalte in Schweden und an der Universität Oxford - bis Gruber 1983, nach Dissertation und Habilitation, zum Ordentlichen Professor für vergleichende Erziehungswissenschaft an der Universität Wien ernannt wurde.
Sein Fach hat seit den 1960er Jahren, als er zu studieren begann, einen Identitätswandel durchgemacht: von der vorwiegend philosophisch-geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu einer methodisch vielfältigen Disziplin. Karl Heinz Gruber studierte die Bildungssysteme verschiedener Länder sowohl in der Analyse der Ergebnisse von Bildungspolitik wie auch als teilnehmender Beobachter in oft wochenlangen Fallstudien einzelner Schulen in England, Schweden, den USA oder Japan.
Ein Leitmotiv blieb dabei die Chancengleichheit im Bildungssystem und die Erfahrungen mit der Gesamtschule in so unterschiedlichen Ländern wie Schweden und Norwegen, Italien und Frankreich - in der Bilanz von Karl Heinz Gruber nicht perfekt, aber besser als alle existierenden Alternativen, einschließlich der segregierten Schulsysteme in den deutschsprachigen Ländern.
Zahlreiche internationale Funktionen hatte Gruber inne, im Leitungsgremium des Zentrums für Bildungsforschung und Innovation (CERI) der OECD in Paris und bei der UNESCO in Genf, bei Gastprofessuren und Lehrtätigkeiten in Harvard, Hiroshima und wiederholt abermals in Oxford - eine zweite akademische Heimat, so wie ihm das Englische zu einer zweiten Muttersprache geworden ist, "Werkzeug und Vergnügen" zugleich.
2019 hielt Karl Heinz Gruber seine letzte Vorlesung an der Universität Wien - hat aber damit keineswegs den Ruhestand angetreten. Als Kolumnist und Autor verfolgt er in oft launiger Weise weiterhin das "profiteri", das öffentliche Bekennen, das im Wort Professor steckt. Ende 2022 erschien sein Buch "Vergnügte Wissenschaft. Ein pädagogischer Selbstversuch".
Gestern feierte Karl Heinz Gruber seinen 81. Geburtstag.