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Ö1 19.12.2020 - 17.05 - Diagonal zum Thema "Träumen"

"I have a dream" - rief Martin Luther King 1963 ins Mikrophon und skizzierte eine Welt der Gleichberechtigung und der gegenseitigen Wertschätzung - so ein Traum ist ein großer Wunsch, der in Erfüllung gehen kann. Oder nicht. Eine private Utopie, die wächst, wenn sie in die Öffentlichkeit gelangt. Und dann gibt es die Träume, die sich manifestieren, ohne dass unser Wünschen darauf Einfluss haben könnte. "Das Leben beginnt und vollendet sich im Unbewussten, die Handlungen, die wir wachen Auges vollziehen, sind nur Inseln in einem Archipel der Träume. Keine Existenz lässt sich in ihrem
Glück oder ihrem Wahnsinn ganz wiedergeben, ohne den Traumerfahrungen Rechnung zu tragen."

Das schreibt der spanische Philosoph Paul B. Preciado in seinem jüngsten Buch "Ein Apartment auf dem Uranus". In letzter Zeit träumt er immer wieder von Corona. Wie viele Menschen rund um den Globus. Forscher haben festgestellt, dass in dem realen Albtraum der Pandemie eine allseits erhöhte Traumaktivität gemeldet wird. In Italien zeigt eine Studie, dass die Albträume zahlreicher Teilnehmer den Symptomen posttraumatischer Belastungsstörungen entsprechen. Der kollektive Zustand einer Gesellschaft kriecht in die intimsten Bewusstseinsebenen. Ein Leben in Angst während des Tages, bedroht das Unterbewusstsein des Nachts. Ein erstaunliches Buch, in dem Träume aus der Zeit von 1933 - 1939 aus Deutschland gesammelt wurden, erzählt davon und wurde jetzt wieder aufgelegt. "Das Dritte Reich des Traums" von Charlotte Beradt. Nicht nur das Individuum lässt sich anhand seiner Träume analysieren - man kann so auch der ganzen Gesellschaft den Puls fühlen. Derzeit ist er wohl etwas aus dem Takt geraten.

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16. Dezember 2020 | Erziehungsberechtigte/Institutionen