Ideen für eine erschöpfte Welt. Donna Haraway und die Kunst.
Die Biologin Donna Haraway ist eine der einflussreichsten Denkerinnen in der Kunstwelt. Zahllose Künstler/innen berufen sich auf die unkonventionellen Gedanken der 1944 in Denver/USA geborenen und heute in Kalifornien ansässigen Wissenschaftlerin, die Generationen von Studierenden geprägt hat. Sie brütet schon seit den 1980er Jahren darüber, wie eine gerechte Welt ausschauen könnte, die Menschen, Tieren und Pflanzen Rechte einräumt, auf der man Technologie mit indigenem Wissen zu verbinden weiß, Verantwortung übernimmt, sich kümmert, ohne Hierarchien.
Der Planet ist beschädigt, schauen wir hin und machen das Beste daraus, ist Haraways Credo. Wir sollten uns weder der zynischen bis apokalyptischen Da-ist-eh-nichts-mehr-zu-machen-Einstellung hingeben, noch dem Glauben, Technologie alleine würde diese Welt retten. Der Mensch hat mit erschreckender Geschwindigkeit im von ihm geprägten Anthropozän die Welt fast an die Wand gefahren, jetzt brauche es ein neues Zeitalter, so Haraway. Sie nennt es nach einer kalifornischen Spinnenart Chthuluzän, eine Epoche, in der Symbiosen, Sympathien und Sisterhoods von verschiedenen Lebewesen sich um das kümmern, was wir geerbt haben und es in einem möglichst besseren Zustand an die Nachfahren weitergeben.
Erzählungen von erfolgreichem Wirken, klugen Eingriffen und kreativen Initiativen sind ein wichtiges Werkzeug dabei. Für die Ausrichtung beider internationaler Kunstgroßveranstaltungen in diesem Jahr, der Biennale in Venedig und der Documenta Fifteen in Kassel, scheint Donna Haraway Patin gestanden zu haben. Das Chthuluzän möge beginnen!
Präsentation: Ines Mitterer