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ORF zwei 19. 3., 22.30 Menschen & Mächte: Österreich darf nicht sitzen bleiben: Lehrer in der Krise

„Wer gar nichts kann, wird Lehrer“ - nicht erst seit dem „PISA-Schock“ und den unzähligen Verhandlungen rund um das neue Lehrerdienstrecht leiden die einstigen Respektspersonen hierzulande unter einem schlechten Image.

Was man ihnen vorwirft:
Menschen & Mächte analysiert warum der Beruf des Lehrers in wenigen Jahrzehnten so viel an Anerkennung verloren hat
"Die österreichischen Schulen funktionieren nicht wegen der politischen Steuerung, sondern trotz der politischen Steuerung.“
Die Dokumentation zieht auch Bilanz über die 2008 eingeführte „Neue Mittelschule“
Zwei-Klassen-Gesellschaft in Österreich
Integrative Gesamtschule Göttingen

Im Vergleich zur Normalbevölkerung hätten sie einen „Halbtagsjob“ bei einer ständig steigenden Gehaltskurve und dazu noch 14 Wochen Ferien im Jahr – und somit keinen Grund sich zu beschweren. Die Realität schaut, auch unter Berücksichtigung des kürzlich beschlossenen und 2019 voll wirksam werdenden neuen Lehrerdienstrechtes, anders aus: Lärm, Aggression, Burnout, Mobbing, sozial und emotional verwahrloste Schüler, ganze Klassen ohne Deutschkenntnisse, übermotivierte Eltern und ein reformträges Schulsystem lassen diesen Job zunehmend zur Herausforderung werden.

Wer hat Schuld: die Politik? Unfähige Eltern, die die Kinderbetreuung vernachlässigen? Eine Gesellschaft, in der Sozialberufe keinen Wert haben? Die Lehrer selbst? Oder handelt es sich hier um eine Stellvertreterdiskussion: Ist die Kritik an den Lehrern vor allem eine Kritik am österreichischen Bildungssystem und seiner Reformträgheit? Welchen Stellenwert hat Bildung hierzulande, leben wir tatsächlich in einer Kultur der Abwertung statt der Anerkennung? Was müsste in Österreich passieren, dass diesem „wichtigsten aller Berufe“ wieder mehr Respekt entgegengebracht wird?

 

...so der Bildungsexperte Stefan Hopmann. Ein ausführlicher Ausflug in die Geschichte zeigt wie Lagerdenken, Parteibuchwirtschaft, Proporz und die Zwei-Klassen-Gesellschaft die heute bestehenden starren Strukturen hervorgebracht haben. Immer wieder gab es einzelne Reformversuche engagierter Bildungsexperten und Schulpolitiker.

Sie sollte die in Verruf geratenen Hauptschulen ablösen und durch modernisierte Pädagogik wie Teamteaching, Individualisierung und Differenzierung wieder attraktiver machen. Bildungspolitisch eine erste Annäherung, ein erster Schritt zur gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen. Doch das scheint nicht ganz gelungen zu sein. So zum Beispiel im Bereich des angedachten Wechsels von AHS-Lehrern in die Neue Mittelschule. Sie unterrichten nach wie vor lieber in der AHS als an ehemaligen Hauptschulen.

 

Und wer kann, schickt sein Kind weiterhin auf ein Gymnasium und nicht in die Neue Mittelschule. Oder gleich in eine Privatschule – ein Besuch im renommierten Salzburger Erzbischöflichen Knabengymnasium Borromäum zeigt, daß die Zwei-Klassen-Gesellschaft in Österreich auch vor Bildungsfragen nicht Halt macht.

 

Ein Ausflug an die 2011 mit dem deutschen Schulpreis prämierte Integrative Gesamtschule Göttingen zeigt wie das „Lernen der Zukunft“ stattfinden könnte. Ein offenes Konzept, das den Lehrern möglichst viel Vertrauen, Autonomie und Respekt entgegenbringt, eine kinderfreundliche Architektur, die neuesten Erkenntnisse aus der Hirnforschung und eine aktive Elternrolle machen diese Schule zum Vorbild in ganz Europa.

19. März 2014 | Unterricht | Erziehungsberechtigte/Institutionen