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Verweigerung

Das Problem verweigernder Schüler/innen wird immer häufiger und zeigt, dass es zwischen Lehrer/in und Schüler/in weit mehr braucht als Fach- und Sachwissen, Organisation von Unterricht, u.s.w..

Beide Seiten, Lehrer/in und Schüler/in müssen sich auf den gemeinsamen Prozess einlassen und den damit verbundenen Spielregeln folgen. Steigt ein/e Teilnehmer/in aus den Vereinbarungen aus, ist dem pädagogischen Prozess die Grundlage geraubt. Der/Die, der/die diesen Prozess am Leben erhalten möchte, bleibt im Regen stehen, sieht sich gezwungen, ganz andere Dinge als gemeinsames Thema zu suchen, um wiederum eine Basis herzustellen, an der weiter gearbeitet werden kann. Das Verfolgen des ursprünglichen Unterrichtsplanes wird ad absurdum geführt, neue Ziele müssen gesucht werden, Interventionen werden notwendig, Unruhe kommt in die Klasse, …..

Wenn Schüler/innen Arbeit verweigern, tun sie genau das!

Sie steigen aus und der/die Lehrer/in bleibt mit seinem/ihrem gesamten Programm, das er/sie für die Unterrichtsstunde vorbereitet hat, das er/sie als Ziel formuliert hat, übrig, ohne gleichzeitig zu wissen, was denn nun das ist, woran weiterarbeitet werden kann/soll.

Sehr häufig ist nicht nur ein/e Lehrer/in von dieser Verweigerung betroffen, sondern mehrere Kollegen/Kolleginnen. Mitunter tritt das Problem auch in der Familie auf. Es braucht in so einer Situation eine gemeinsame Absprache und die Planung gemeinsamen Vorgehens. Das Verhalten des Kindes ist auch als Hilferuf zu verstehen, da es mit einer bestimmten Situation seines Lebens nicht klar kommt und deutlich "Halt" ruft.

Das Kind hat in der Situation der Verweigerung das Heft in der Hand, kann seine Umgebung steuern und erlebt sich dabei möglicherweise/wahrscheinlich als wirkmächtig. Er erkennt, dass ein einfaches „Das mach´ ich nicht!“ in seiner Umgebung sehr viel auslöst: vor allem Machtlosigkeit, Ohnmacht, Nicht-Wissen, was jetzt wirklich getan werden kann bei den Lehrern/Lehrerinnen/Erwachsenen, möglicherweise Anerkennung bei seinen Mitschülern/Mitschülerinnen und wahrscheinlich viel Selbstwert „ich kann meine Umgebung beeinflussen und steuern“!

Ein Einsteigen des Lehrers/derLehrerin in diesen Kreislauf bedeutet leider sehr oft/fast immer das Einlassen auf einen Machtkampf mit dem/der Schüler/in. Die Gefahr einer Eskalation des Konflikts ist leider realistisch. In keiner Weise ist aber den grundlegenden Bedürfnissen des Kindes gedient, die Intentionen der Lehrer/innen und Eltern werden ebenfalls enttäuscht.

Der Blick sollte deswegen ein wenig von problematischen Situationen wegbewegt werden und man sollte auf Dinge achten, die funktionieren, in denen das Kind mit Erwachsenen und anderen kooperieren kann, Mitglied des pädagogischen Prozesses bleibt. Dabei soll das problematische Verhalten des Kindes aber in keiner Weise bagatellisiert und verharmlost werden.

Was interessiert das Kind?
Gibt es Themen/Situationen, wo man (recht) sicher sein kann, dass der/die Schüler/in mitarbeitet, sich am Unterricht beteiligt und an seiner/ihrer Arbeit Freude hat?
Gibt es Begegnungen mit dem Kind, die man als positiv bezeichnen kann und von der man glaubt, dass dies auch der/die Schüler/in so empfindet, die es  ermöglicht, ohne Konflikt miteinander zu kommunizieren?
Ist es möglich diese positive Situationen bewusst zu erzeugen, ohne alle Regeln der Klasse/Schule umzustoßen?
Wie reagieren die übrigen Kinder auf Tage, wo der/die Schüler/in sich „normal“ verhält, die Arbeiten erledigt.

Verhaltensentwicklung basiert zu einem überwiegenden Teil auf der Erfahrung, selbst erfolgreich und wirkmächtig sein zu können. Es werden dann destruktive Verhaltensweisen nicht mehr notwendig. Das Verstärken positiven Verhaltens führt zu einer Ermöglichung neuen Verhaltens, das aber Zeit braucht, um als „Normalverhalten“ auch im Alltagsrepertoire des Kindes verwendbar zu sein.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Verweigerung in einer Form, die sich nicht auf den Einsatz von Macht konzentriert braucht einen langen Atem und Unterstützung im Kollegium. Möglicherweise kann der/die Beratungslehrer/in oder der Schulpsychologe/dieSchulpsychologin hilfreich sein.
"Klarheit" und "Konsequenz" sind Handlungsformen, die gerade im Umgang mit schwierigen Schülern/Schülerinnen hilfreich sind. Sie geben allen Beteiligten Stütze und Orientierung und helfen auch verweigernden Kindern aus ihrer Verhaltenseinbahn herauszufinden.

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9. März 2010 | Erscheinungsformen der Verhaltensauffälligkeit | Unterricht