Ja, neben weiter unten angeführten Grundsätzen, möchte ich besonders darauf hinweisen, dass besonders Kinder, die emotionale und/oder soziale Schwierigkeiten haben, Rahmenbedingungen brauchen, in den sie sich sicher fühlen. Damit ist gemeint, dass sie das Gefühl haben müssen, dass sie physisch nicht bedroht werden, dass sie psychisch nicht verletzt werden und sie mit dem was sie tun und wer sie sind angenommen und wertgeschätzt sind und an den unterschiedlichsten Bereichen des Unterrichts und der Schule teilhaben können. Dies schließt also spezielle Sitzordnungen, u.U. spezielle Regelungen zu Arbeitserbringungen, Pausen, Leistungsanforderungen, ... ein.
> Es kann also sein, ist aus Sicht des Autors sogar wahrscheinlich, dass verhaltensauffällige Kinder Zuwendung erhalten, die von der für Kinder mit nicht-auffälligem Verhalten abweichen. Ich möchte an dieser Stelle großen Mut machen, nicht nur beim Stoff Lücken zu finden, sondern für eine gewisse Zeit Sonderregelungen zu entwicklen, die einem Kind, das durch sein Verhalten auf seine Schwierigkeiten hinweist, Hilfe und Unterstützung bieten. Es ist damit aber nicht gemeint, dass man auf das Setzen von Grenzen vergessen soll. Ganz im Gegenteil. Grenzen bieten auch so etwas wie Geländer. Man kann sich anhalten, sie geben Richtungen vor und verhindern, dass man vom Weg abkommt.
Mit der oben angesprochenen Sicherheit ist auch der Ablauf des Unterrichts verbunden. Klar strukturierter (=berechenbarer) Unterricht ist für Kinder und Jugendliche, die eine schwache Persönlichkeitsstruktur aufweisen, besonders unterstützend. Je mehr Flexibilität von den Kindern und Jugendlichen verlangt wird, umso mehr sind jene mit Verhaltensauffälligkeiten gefordert, mitunter überfordert. Sobald sie in die Überforderung rutschen, ist die Gefahr sehr groß, dass sie durch die damit aktualisierte Bedrohung (sie verlieren die schützenden Rahmenbedingungen, sie kennen sich nicht mehr aus, fallen ein ein Gefühl des ausgesetzt-Seins) zu den Verhaltensweisen greifen, die sie (ihrer Meinung nach) schützen. Und diese sind zumeist jene, durch die sie uns auffallen, mit denen sie sich als besonders aggressiv, gewalttätig, zurückgezogen, ... erweisen. Das kolportierte Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" mag im Tierreich und im Fußball stimmen, in sozialen Kontexten und kommunikativen Strukturen passt es sicher nicht. Hohes Aggressionspotential und Gewaltbereitschaft zerstören und verhindern gelingende Kommunikation, führen zu sozialer Isolation und Einsamkeit. Die entsprechende Spirale ist leicht erkennbar.
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