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Welche Ursachen hat aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen?

Im Vordergrund der Ursachen aggressiven Verhaltens von Kindern und Jugendlichen steht ganz sicher das Erziehungsverhalten der Eltern. Dabei können sowohl zu viele Gebote/Verbote durch die extreme Einschränkung das aggressive Verhalten des Kindes/des Jugendlichen verursachen, indem sich ungünstiges Interaktionsverhalten zwischen Eltern und Kind verfestigen, die Eltern als negatives Modell fungieren, das es zu bekämpfen und überwinden gilt als auch zu wenige Ge- bzw. Verbote verursachend wirksam werden. Es besteht dann zuwenig soziale Orientierung, aggressives Verhalten wird dann als Mittel der Suche nach Grenzen eingesetzt.

 

Inadäquates Erziehungsverhalten äußert sich häufig auch über zu viele negative Rückmeldungen, die dem Kind/Jugendlichen kein positives, entwicklungsorientiertes Selbstbild vermitteln. Dabei erscheinen die Eltern oft ablehnend, äußern unrealistische und überzogene Erwartungen an das Kind/den Jugendlichen und sind häufig emotional und in ihrer Reaktion überzogen und inkonsequent.

In vielen Familien tritt geringer Respekt und Wertschätzung gegenüber Personen, Tieren und Gegenständen auf, die wiederum das Kind/den Jugendlichen nicht unterstützen, ein positives Selbstbild von sich, seinem Leben und seiner Umwelt zu entwickeln. Auch hier zeigen die Eltern häufig inkonsequentes und unklares Erziehungsverhalten, das Kind/der Jugendliche erhält keine geeignete Rückmeldung über sein Verhalten, seine Leistung, das übertragbar wäre auf Anforderungen in Kindergarten, Schule oder Beruf. Leistungs-/Arbeitsverweigungen, niedrige Frustrationstoleranz und aggressives Verhalten unterschiedlicher Intensität sollen dem Kind/Jugendlichen helfen, die Situation zu kontrollieren und überfordernde Anforderungen abzuwehren. Man spricht dann von Selbstverstärkung aggressiven Verhaltens.

Da die Kinder nie/zuwenig stimmige und konsequente Rückmeldung über sich und ihr Verhalten erhielten, die ihnen auch vermittelte, dass sie wichtig und liebenswert sind (siehe negative Rückmeldungen) befinden sie sich in dauernder Alarmbereitschaft, um Bedrohungen zu erkennen und rechtzeitig abwehren zu können. Aggression ist das Verhalten, das sie kennen und das es ihnen gestattet, wenigstens kurzfristig erfolgreich zu sein und eine Situation steuern zu können, Anerkennung und Zuwendung zu erhalten, auch wenn sie negativ ist – besser negative Zuwendung als keine; besser negative Zuwendung, die man kennt, als eine Zuwendung, mit der man nichts anfangen kann. Letztere Verhaltensweise ist anzufinden, wenn Kinder z.B. für eine Arbeit gelobt werden und sie damit nichts anfangen können, vielmehr Angst bekommen, dass diese positive Zuwendung wieder zurückgenommen wird, umgedreht und vielmehr als Machtmittel missbraucht wird. Aggressive Kinder können leider nicht so selten weder mit Misserfolg noch mit Erfolg umgehen.

Da aggressive Kinder es zudem nicht – oder nicht ausreichend – gelernt haben, anders als aggressiv auf andere Kinder zuzugehen, ist es auch schwierig sie in kooperativen Lernsituationen einzubeziehen. Kleine stabile Gruppen/Paare sind für diese Kinder oft schon Herausforderung genug.

Neben dem mangelnden Erziehungsverhalten der Eltern sind auch Faktoren der Vererbung und biologische Aspekte und Umwelteinflüsse als Verursacher aggressiven Verhaltens festzumachen. Gerade letztere sind seit vielen Jahren als wesentliche „Erzeuger“ aggressiven Verhaltens in heftiger Diskussion. (Vgl. Petermann, F.; Döpfner, M.; Schmidt, M.: Ratgeber Aggressives Verhalten. Hogrefe 2008, S. 15-18)

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17. Mai 2010 | Erscheinungsformen der Verhaltensauffälligkeit | Unterricht