Das ist eine sehr schwierige Frage und ist grundsätzlich an die Ausgangssituation und die Ziele gebunden.
Es gibt die wunderschone Weisheit "Geduld bringt Rosen", die ich in diesem Zusammenhang anführen möchte; sie ist in der pädagogischen/therapeutischen Arbeit immer angebracht – und zumeist auch erfolgreich.
Pragmatisch betrachtet muss man im Förderplan - egal ob er explizit niedergeschrieben wird (was sehr zu empfehlen ist) oder ob er ein Vorgehen ist, das nicht nach festgelegtem Plan passiert (was grundsätzlich besser ist als kein Vorgehen, aber viele Gefahren der Beliebigkeit und Befindlichkeitsabhängigkeit mit sich bringt) - sehen, dass es große und kleine Ziele gibt. Der Weg dorthin, jener durch die Mühen des Alltags, muss aber Schritt für Schritt gegangen werden. Kleine Schritte erleichtern das Vorwärtskommen!
Es kann gar nicht oft genug wiederholt werden, dass in einem wirklich großen Prozentsatz auffälliges Verhalten für die/den, die/der es zeigt Sinn macht, ja möglicherweise für deren/dessen Lebensumfeld, in dem die Schule nur einen Teil ausmacht, viabel - also zielführend vielleicht sogar erfolgreich ist, ein halbwegs geschütztes Leben erst ermöglicht. Das betroffene Kind, die/der betroffene Jugendliche muss erst erleben können, dass das "neue" Verhalten Sinn macht, mehr Erfolg bringt als das „alte“. Dabei ist auch hilfreich zu sehen, wie lange ein Kind/eine/ein Jugendlicher sich bereits in einer gewissen Weise auffällig verhält und welcher zumeist sehr kurze Zeitraum gegeben wird, deren/dessen Verhalten (oft grundlegend) zu verändern.
Kleine Schritte machen es einfach, der Blick zurück lässt den sicheren Hafen der bekannten Verhaltensstruktur noch sehen, was auch ein wichtiger Entwicklungsansatz sein kann: „Schau einmal, jetzt hast du die Arbeit geschafft, ohne laut zu schimpfen. Und wie war das gestern? ist das nicht toll? (an dieser Stelle folgt weiterführendes Lob!)“ Es können die kleinen Verhaltensänderungen benannt werden, die dazu geführt haben, dass die Arbeit jetzt geschafft wurden, die Klassenkameradin/der Klassenkamerad nicht verflucht wurde, ……….
Wenn wir also zurückgehen zur Ausgangsfrage, so müssen wir uns fragen, ab wann können wir Erfolg als Erfolg wahrnehmen und benennen. Ich kann nur raten, sich mit den Erfolgsschwellen ebenfalls kleine Schritte einzuteilen, das erfreut Sie als in-der-Situation-Stehende und ermutigt zu neuen Schritten. Sie gehen damit den Weg gemeinsam mit dem betroffenen Kind, !ohne von diesem abhängig zu sein!!! Formulieren Sie also in Ihrem Förderplan auch Zeiträume, die Platz lassen; definieren Sie die Ausgangslage und notieren Sie alle Stärken, die als Ressourcen zur Verfügung stehen, beschreiben Sie die Maßnahmen und Interventionen, die gesetzt werden sollen und benennen Sie die Ziele.
Ist-Lage (inkl. positiver Ressourcen) |
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Pädagogische Maßnahmen (wer wann was machen wird) |
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Ziele (inkl. Zeitplan und Auflistung von Zwischenschritten) |
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Je kleiner die Schritte gesetzt werden und je mehr man dabei den Druck nimmt, innerhalb kürzester Zeit eine vollkommene Trendwende zu erzielen, desto leichter fällt es den Beteiligten, ihre „Neukonzeption“ umzusetzen.
Je kleiner die Hemmschwellen sind, desto schneller lässt sich also Erfolg messen! Je mehr wir als Intervenierende in der Lage sind, in kleinen Erfolgsschritten zu denken, je mehr wir es schaffen, uns den großen Erfolgsdruck zu nehmen und bemerken, wie viel sich oft in wenigen Tagen erreichen lässt, das wir mitunter gar nicht bemerken, weil es noch immer zugedeckt ist, von dem einen oder anderen Ausbruch gibt, desto mehr werden wir die Erfolge sehen. Die allgemeine (und das ist hier gewünscht) Angabe von Tagen, Wochen und Monaten ist also leider nicht möglich und auch gar nicht sinnvoll, weil dadurch ein Normmaßstab errichtet wird, der keinen Zusammenhang zur aktuellen Situation hat.
Es soll an dieser Stelle noch ein wichtiger Effekt der „kleinen Schritte“ benannt werden. Erfolge beflügeln!, sie machen Mut und Lust! weiter zu tun!, was sich übrigens auch neurologisch durch die Ausschüttung von Dopamin und anderen opiatähnlichen Hormonen bzw. Transmittern beweisen lässt.
©Stefan Germany